Hook, Spielbergs Hommage an den Helden seiner Kindheit, Peter Pan, ist angelegt als Fortsetzung von J. M. Barries Roman Peter and Wendy aus dem Jahr 1911 und erzählt die Geschichte von Peter Banning (gespielt von Robin Williams), ein inzwischen erwachsener Peter Pan, der seine Kindheit „vergessen“ hat. Er muss sich erneut seinem Erzfeind Captain Hook (Dustin Hoffman) stellen, als dieser Bannings Kinder entführt.
Entstehung
Spielbergs Mutter Leah las ihm häufig Peter and Wendy als Bettgeschichte vor – eine schöne Erinnerung, die Spielberg als Szene in seinen Film E.T. the Extra-Terrestrial (1982) eingebaut hat. Als 11-Jähriger inszenierte Steven Spielberg Peter and Wendy als Theaterstück an seiner Schule, darauf spielt der Anfang der Filmversion an.
Auf Grundlage des Drehbuchs von James V. Hart und Malia Scotch Marmo entsteht Hook als opulenter Ausstattungsfilm mit riesigen Studiokulissen. Dean Cundey fängt die Szenerie in beeindruckenden Bildern ein und steht auch bei Spielbergs nächstem Film Jurassic Park (1993) hinter der Kamera. Doch der ganze Aufwand nützt nichts: Hook wird allgemein als künstlerischer Tiefpunkt in Spielbergs Karriere angesehen. Spielberg selbst sagt 2013 in einem Radiointerview: „I wanna see Hook again because I so don’t like that movie, and I’m hoping someday I’ll see it again and perhaps like some of it.”
Ein Muster beginnt sich abzuzeichnen: Knapp kalkulierte Budgets und enge Zeitrahmen für die Dreharbeiten bringen bessere Spielberg-Filme hervor. Hook hingegen hat eine lange Entstehungszeit und kostet mit 70 Millionen Dollar ein Vermögen (siehe auch 1941).
Zur Darstellerriege zählen Bob Hoskins als Smee und Julia Roberts als Tinker Bell – Nebendarsteller sind u.a. Maggie Smith, Caroline Goodall, Phil Collins und (Spielbergs Patenkind) Gwyneth Paltrow. Ein Pirat wird von Glenn Close in männlicher Verkleidung gespielt. George Lucas und Carrie Fisher (die auch Tinker Bells Dialoge schreibt) kann man als Paar auf der Westminster Bridge sehen, das von Tinker Bells Feenstaub in die Lüfte gehoben wird.
Spielbergs erste Wahl für die Rolle des Captain Hook ist David Bowie. Als der ablehnt, übernimmt Dustin Hoffman den Part.
Mit Hook erforscht Spielberg sein “Markenzeichen”-Thema der dysfunktionalen Vater-Sohn-Beziehung und erkennt zugleich die Bemühungen seines eigenen Vaters an, Karriere und Familie zu vereinen. Peter Bannings Verhalten eines Workaholics erinnert an Spielbergs eigene Verwicklung in vielfältige Projekte als Regisseur, Produzent und Business-Magnat. Als Peter schließlich seine Fähigkeit zu fliegen wieder erlangt, kommt er mit seiner Kindheit und Vaterschaft ins Reine.
Erste Pläne, einen neuen Film basierend auf dem Disney-Klassiker Peter Pan entstehen zu lassen, gehen zurück bis in die frühen 80er Jahre. Spielberg denkt über eine Musical-Adaption nach, mit Michael Jackson in der Hauptrolle. Doch Jackson kann sich nicht mit Spielbergs Vision eines erwachsenen Peter Pan identifizieren, der seine Vergangenheit verleugnet, daher wird die Idee fallen gelassen. An seiner Stelle spielt Robin Williams die Hauptrolle. Spielbergs Entscheidung belastet die Freundschaft mit Jackson.
Als Spielbergs erster Sohn, Max, 1985 geboren wird, steigt Spielberg aus dem Projekt zeitweise aus. “I didn’t want to go to London and have seven kids on wires in front of blue screens. I wanted to be home as a dad.“ Nick Castle übernimmt die Regie, doch wird er aufgrund kreativer Differenzen mit den Hauptdarstellern schließlich doch von Spielberg abgelöst.
Der Name der Fluggesellschaft, mit der die Banning-Familie nach London reist, bietet die Gelegenheit für einen schönen In-Joke: Pan Am. Die heute nicht mehr existierende Airline spielt noch einmal eine signifikante Rolle in einem Spielberg-Film: Catch Me If You Can (2002).
Anstelle einer Gage erhalten Steven Spielberg, Robin Williams und Dustin Hoffman prozentuale Anteile an den Filmeinnahmen, was sich für die Drei als sehr lukrativ herausstellen soll.
Rezeption
Trotz des geteilten Kritiker-Echos entpuppt sich Hook als kommerzieller Erfolg (wenn auch nicht in dem erwarteten Ausmaß) und nimmt an den Kinokassen weltweit ca. 300 Millionen Dollar ein, bei einem üppigen Produktionsbudget von 70 Millionen Dollar.
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Die Anfangssequenz des Films betrachten wir in unserem Buch Steven Spielberg – Tiefenscharfe Analysen.