Spielberg sieht Whoopi Goldberg in einer Broadway-Show und bietet ihr sofort die Hauptrolle an für seine Verfilmung von Alice Walkers gleichnamigen Roman. In seinem ambitionierten Film behandelt Spielberg heikle Themen wie häusliche Gewalt, Inzest und lesbische Liebe unter Afro-Amerikanern sowie Religion und Rassismus im frühen 20. Jahrhundert – ein riskanter Versuch, sich von seinen bisherigen Mainstream-Filmen zu lösen.
Spielbergs Leistung ist umso größer einzuschätzen, da es sich bei der Vorlage um einen Briefroman handelt. Drehbuchautor Menno Meyjes gelingt es, die Briefe in einen verfilmbaren Stoff zu übersetzen und dabei weitestgehend die Essenz des Romans zu wahren.
Kameramann Allen Daviau meistert die Herausforderung, harte Realität mit poetischen Motiven zu kombinieren. Für viele überraschend entwickelt sich The Color Purple als großer Kassenerfolg und erhält überwiegend positive Kritiken. Erwartungsgemäß löst der Film einige Kontroversen aus, eröffnet aber den Weg zu weiteren Filmen in diesem Themenfeld (und einem gleichnamigen Broadway-Musical).
Regiekollege Oliver Stone nennt Spielgergs Roman-Adaption “an excellent movie, and it was an attempt to deal with an issue that had been overlooked, and it wouldn’t have been done if it hadn’t been Spielberg. And it’s not like everyone says, that he ruined the book. That’s horseshit. Nobody was going to do the book. He made the book live again.”
Der Film erhält elf Oscar-Nominierungen (keine für die Regie), geht aber leer aus. Spielberg erhält aber seinen ersten Regiepreis der Directors Guild of America (DGA).
Co-Star Oprah Winfrey (die im wahren Leben mit neun Jahren vergewaltigt wurde) wird ein Jahr später als erste Frau ihre eigene Talkshow produzieren.
Wegen der Thematik des Films wählt Spielberg erstmals einen anderen Komponisten als John Williams: Quincy Jones komponiert einen brillanten Score mit Elementen aus Jazz, Ragtime, Gospel, Afrikanischer Musik and Blues. Spielberg kann man auf dem Album das Thema pfeifen hören.
Scott Sanders, Quincy Jones und Oprah Winfrey produzieren 2005 eine Musical-Version am Broadway. Von dem großen Erfolg angespornt, produzieren die Drei eine für 2020 geplante Verfilmung des Musicals und holen sich Steven Spielberg als Produzent dazu.
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Die Anfangssequenz sowie religiöse Aspekte des Films nehmen wir in unserem Buch Steven Spielberg – Tiefenscharfe Analysen unter die Lupe.