2008: The Hurt Locker (R: Katherine Bigelow)

The Hurt Locker (Produktion und Regie: Kathryn Bigelow) ist ein ein an den Nerven zerrender Film über ein Drei-Mann-Bombenentschärfungsteam während des Irak-Krieges. Die Hauptrollen spielen Jeremy Renner, Anthony Mackie und Brian Geraghty. Das Drehbuch wird von Mark Boal verfasst, ein Freelance-Journalist, der 2004 ein Explosive Ordinance Disposal-Team der US-Armee beim Einsatz im Irak begleitete.

Mit ihrem Film möchte Bigelow Neuland erforschen: “the psychology behind the type of soldier who volunteers for this particular conflict and then, because of his or her aptitude, is chosen and given the opportunity to go into bomb disarmament and goes toward what everybody else is running from.”

Die Dreharbeiten beginnen 2007 in Jordanien und Kuwait, nur wenige Meilen entfernt von der irakischen Grenze, um Bigelows Streben nach Authentizität zu erreichen. Irakische Flüchtlinge werden als Komparsen eingesetzt, und die Darsteller arbeiten während der 44 Drehtage in der unverwechselbaren Hitze des Nahen Ostens, mit Temperaturen von durchschnittlich 49° C. Ursprünglich will Bigelow im Irak drehen, doch die Produktionsfirma fürchtet Scharfschützen und kann ihre Sicherheit nicht garantieren.

Bigelow will ihr Publikum mit einer nahezu körperlichen Erfahrung konfrontieren “something that was raw, immediate and visceral”. Sie ist beeindruckt von der Arbeit, die Kameramann Barry Ackroyd für den Film United 93 (2006) abgeliefert hat und holt ihn ins Team. Ackroyd und sein Kamerateam verwenden vier Super 16-mm-Handkameras, um – oftmals gleichzeitig – mehrere Blickwinkel zu erfassen.

Chris Innis verbringt die ersten acht Wochen damit, den Film vor Ort in Jordanien zu schneiden, bevor er nach Los Angeles zurückkehrt, um gemeinsam mit Bob Murawski die Arbeit abzuschließen. Sie müssen rund 200 Stunden Filmmaterial auswerten und zusammenfügen, ein Sammelsurium aus “disconnected, nausea-inducing motion that was constantly crossing the 180-degree line“. Der Schnitt dauert mehr als acht Monate und bewirkt eine realistische Darstellung der Kriegseindrücke, unter minimalem Einsatz technischer Tricks.

The Hurt Locker feiert seine Premiere 2008 auf dem Filmfestival von Venedig. Erst ein Jahr später, als er beim Toronto International Film Festival gezeigt wird, erhält der Film einen Verleih in den USA.

Der Film wird von der Kritik nahezu einhellig gelobt, ebenso Jeremy Renners Darstellung.

Bei den Academy Awards wird der Film für neun Oscars nominiert und gewinnt sechs, u.a. in den Kategorien Bester Film, Beste Regie (erstmals für eine Regisseurin) und Bestes Originaldrehbuch. The Hurt Locker ist profitabel (Einnahmen von weltweit 49,2 Millionen Dollar bei einem Budget von 15 Millionen Dollar), allerdings mit dem niedrigsten Einspielergebnis für einen Film, der als Bester Film mit dem Oscar ausgezeichnet wurde.

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